Brief an Richard Dehmel, 9.2.1903, Berlin / Seite 2
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ist so heimatlos, und da die Menscheit sucht, findet
man auch keine in ihnen, höchstens eine Weißbierherz-
stube im Menschtum.
Ich habe seit Kindauf gemalt, habe mich dann mit
einem Plebejerzigeuner verheiratet, der Tag und Nacht in
verräucherten Cafes gespielt hat.
Nun bin ich aber wieder frei,
habe mein Leben der Kunst ganz ge-
geben
und da bitte ich Sie, mich
nicht ganz zu übersehen.
Ich habe schon als kleines Kind viel gedichtet aber ich
habe dann gewaltsam alles mit dem Pinsel hinschrei-
ben wollen.
Dr. Jacobowski druckte die ersten Sachen von mir, und
so ging es vorwärts. (Die Cultur nahm jetzt
auch
Sachen von mir.)
Ich bekam theils sehr gute Kritiken und eine große
Zahl hinrichtender. Aber ich lebe noch —
Ich war vor Wochen in Hamburg und hätte Sie zu
gerne besucht, Meister, aber ich wagte es nicht.
Ich hätte Ihnen zu gerne mündlich einen Wunsch
ausgesprochen, aber in ich wußte nicht wie.
Nun lege ich ungedruckte Gedichte ein, lieber
Meister und ich wünschte mir, daß Sie sie mit
ein paar Worten, Herrn Prof. Bie (Neue Deutsche Rundschau)