Brief an Stefan Zweig, 27.4.1902, Ort unbekannt / Seite 2
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wie in kurzen Vierzeilern abgedruckt werden, sodaß die
Versform dann mit denn Original Verlaine's überein-
stimmen würde. Es wäre nur nöthig, daß in der langen
Zeile die rhyhmische Cäsur durch den Druck kenntlich ge-
macht würde, wie ich es auch in den Sonetten „Zu Gott‟
gethan habe; auch in diesen bin ich ja der Versform des
französischen Alexandriners, die rhythmisch etwas durchaus
Anderes ist als der deutsche Alexandiner, durch deutsche
Knittelverse mit 6 Hebungen gerecht geworden. Nur muß
man dem Auge des Lesers, das aus dem Volkslied gewohnt ist,
diese Verse in
je
2
langen
Zeilen gedruckt zu sehen, dann eben durch
Cäsurdruck zu Hilfe kommen; sonst vermittelt es dem
inneren Ohr nicht rasch genug den rhythmischen Bau der
eingela
einen langen
Zeile. Wenn Sie also das Gedicht noch mitauf-
nehmen wollen, dann bitte ich Sie, mir bei Zusendung der
Correcturbogen eine Abschrift des Verlaineschen Originals
mitzuschicken (ich habe es nicht zur Hand hier) — dann werde
ich versuchen, auch den Wortlaut noch etwas getreuer an
den Urtext anzupassen. Ueberhaupt habe ich, auch in den
anderen Gedichten, verschiedene Textverbesserugen bei der
Correctur anzubringen. Mit ergebenem Gruß R. Dehmel.