Brief an Ida Dehmel, 2.4.1905, Wien / Seite 4

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[Seite 4]

von Deutschland, meint dies nicht, dass ich grösseres Vertrauen
hatte in den Geist dieses Volkes? Ich glaube kein gleichgültig
Fühlender zu sein: ich weiss nicht, ob Sie meinen Jeremias
gelesen haben, aber — gut oder nicht — ich darf doch hoffen,
dass man darin einen Menschen fühlt, dem diese Dinge
das innerste Herz aufrührten und der mehr an dieser Zeit
und ihren Problemen gelitten als die meisten. Der Sinn war
dieses Werkes: die Niederlage gross zu überwinden. Ich
habe dies Problem gezeigt zu einer Zeit als alles noch Sieg
schrie: es ist jenes, dem ich lebe. Und ich habe nur eine
Sehnsucht für Deutschland gehabt, es möge dieser Stunde der
Prüfung gross genug entgegengehen.
In einem Worte wurden Sie besonders hart gegen
mich: Sie sprechen von meinem Reichtum. Nun: der ist
gründlich vorbei, aber ich weine ihm keine Träne nach. Ich
bin frei von aller persönlichen Angst (und meine Haltung
im Kriege hat mir Denunziationen und unsägliche Schwierig-
keiten eingebracht) ich komme über alles hinweg; nur
über eines nicht, missverstanden zu sein, wo ich mein
Wollen rein weiss. Ich sage keinen schlechten Wunsch für
Ihr hartes Wort, wenn ich ausspreche, es wäre gut, dass
viele in Deutschland Dehmel so rein, so zutiefst seine
moralische Grösse erkennend, liebten wie ich, den keine
Erbitterung
gegen mich
sich seiner Verehrung irre machen kann. Es
wäre nur schmerzlich, könnte ein Missverständnis mich

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