Brief an Detlev von Liliencron, 22.4.1895, Ort unbekannt / Seite 1

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Mein Einziger!
Nun wirst Du wol von Rektor Gutmann zurück
sein, und wir können und wieder Liebeserklä‐
rungen machen. Aber vor Allem — ich komme
mir schon vor wie ein Leichenbitter —: vergiß
das Testament nicht!—
Deine neuen Poggfred-Versionen „Schinderhufe‟
(nicht‟) und „Froschgesellschaft‟ (statt
„Quälerbande‟) sind herrlich — Ebenso „Scheu
küßt' ich ihre Stirne, zage, fremd‟ (nicht „zag und
fremd‟); für „scheu‟ nötigenfalls auch „sanft‟, viel‐
leicht sogar auf alle Fälle besser, weil das „scheu‟
schon in „zage, fremd‟ mit drinsteckt. Dagegen
werde ich mich mit Cypressen oder Lebensbäumen,
die man mir als „Juwelen‟ vorstellen will, niemals
befreunden können, und wenn sie noch so herrliche
Exemplare sind. Ein Baum ist kein Juwel
Anbei unter Kreuzband, im Auftrage Przyby‐
szewski's, ein Dedicationsexemplar seines
neuen Romans für Gustav Falke, dessen Adresse
ich vergessen habe; bitte, gieb es ihm!

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