Brief an Richard Dehmel, 10.7.1900, Ort unbekannt / Seite 1
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Lieber Richard, heute Nacht habe ich deinet-
wegen unendlich geweint, ja geschluchzt
im Traume: als ich erwachte, stürzten
meine Thränen, was mir, so viel ich
mich erinnere, nur einmal erst im
Traume passiert ist. Höre meinen
Traum:
Du warst gestorben. Und das
erschütterte mich so furchtbar, daß ich
meine Thränen nicht mehr zügeln
konnte. Ganz kurz vorher waren
wir noch in einer kleinen pommer-
schen Stadt, wo ich 1873 mal in einem
Manöver in Quartier lag, lustig
zusammen gewesen. (An diese Stadt
habe ich in Ernst 30 Jahren nie mehr
gedacht). — Nun suchte ich Dein
Grab. Da kam auch Frau Isi. Wir
fanden es: es war ein herrliches
Mausoleum. Nun war ich wieder
allein, bei Deinem Mausoleum. Da
kam ein uralter Herr zu mir u. sagte: