Brief an Alice Bensheimer, 27.4.1900, Anditsena / Seite 5

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nur immer Berge um uns, immer wieder
neue, und alle mit sanften Linien. Groß aber
sanft. Und so viel Tausende von Blumen.
Alle Arten, Männertreu und Schafgarbe, hunderte
von Arten, das Heidekraut hoch wie Bäume
und schöne Eichen u. uralte Ahornbäumen.
Ganz erbärmlich kommen einem hier die Ruinen
in Olympia vor. Nicht der Zeusfries der so herrlich
ist, daß er das Ausgraben und Erhalten werden
reichlichst verdient. Aber diese Säulen, an denen
wir (ich sage , denn Leuten mit historischem Sinn
mag es anders gehn) nur noch die Größe imponiert
und wie erbärmlich ist eine Größe die so zerfallen
ist? Erbärmlich ist wohl zu viel, sind
sie. Man lasse sie schlafen; man wird eben so
schöne wieder bauen, hier, in diesem Land, wenn
nicht in 100, dann in 1000 Jahren.
Wenn Du nun aber hörst wo ich dies Alles schreibe!
Unsre ganze Reise geht direkt durch den Pelopones, den
schnellsten Weg. Nur hier steht ein Ausflug auf
dem Programm, nach dem Tempel von Bassä,
man hat 2 ½ Stunden hin, ebensoviel zurück zu reiten.

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