Brief an Alice Bensheimer, 15.10.1904, Weimar / Seite 7
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am 14 ten um ½ 9. Wir fuhren gestern früh
in Kremmen ab, hatten gleich Anschluß, und
langten hier um 6 an, nachdem wir eine
sehr amüsante Reise mit wohlhabenden
Apoldaner Leuten gemacht hatten, die ich
über Weimar aushorchte. Hier war die
Nietzsche an der Bahn, auch Ludwig von Hofmanns,
der Hauptmanns abholen wollte (sie kommen
aber erst jetzt an); wir fuhren zur Nietzsche,
aßen dort schnell mit Ansorge, dann fuhr
uns der Wagen ins Hotel, wir zogen uns
im Hextempo um, und als der Wagen
mit der F.N. wieder kam, waren wir
fix und fertig. Über unsre Toilettenpracht will
ich nichts sagen, Du wirst sie eines Tages sehen,
und anbetend davor in die Kniee sinken!
Wir kamen als Letzte, Frau F.N. kommandierte
D. an ihrem Arm, ich ging mit Ansorge.
Doch war hier von „Eintritt‟, Oberhofmeister
u. spiegelblankem Parkett keine Rede.
Die Wohnung ist gut bürgerlich, nur
mit Zimmern, als man sonst sieht,
nicht mit größeren oder schöneren. Nicht ganz
altmodisch, nicht recht modern, verhältnißmäßig
anständiges Mittelmumm. „Seine und ihre