Brief an Alice Bensheimer, 29.5.1915, Ort unbekannt / Seite 3

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meinem engeren Kreis. Es geht mir nahe.
Das war eine von den gesunden Ehen, wie
sie, leider, sicher selten sind. Die Zwei waren vor-
zügliche Kameraden, Ruth lebte sich sofort voll-
ständig in den Ideenkreis ihres Mannes ein.
Da ist was Blühendes, Fruchtbares gebrochen worden.
Ich fand Feldpost vor bei meiner
Heimkehr. Von Dehmel Briefe, in denen er
ganz von Heinzens Briefen schreibt,
und Ansichtskarten; man muß wirklich ver-
blüfft sein über die Schönheit all dieser Chateaus
in den kleinen französischen Nestern. Er schreibt:
„Ich glaube, ich habe mich noch mehr wie Du über
Heinzens
Briefe gefreut‟. Daß das was heißen
will, weißt Du.
Von Marburg kann ich sagen, daß es nett
war. Aber näher gekommen bin ich der Frau
nicht. Sie hat sich früher viel um Frauenbewegung
bekümmert aber mehr um der Personen als
um der Sache willen. Sie sagt, das menschlich
Sympathische, das Gertr. B. habe, sei erst durch die Freu-
denberg in sie gekommen; vorher sei sie ver-
boten scharf und schroff gewesen.

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