Brief an Alice Bensheimer, 19.2.1918, Hamburg-Blankenese / Seite 2

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hat warten lassen. Nur der Bericht über Wolffensteins,
der auf extra Bogen folgen sollte, fehlte.
Den durchverbesserten Briefentwurf zurück. Er ist sehr
gut so. Nur würde ich noch um sehr schnelle Antwort
bitten. Heutzutage ist ja die Materialbeschaffung
sehr schwer. Es müßte also in Auftrag gegeben werden.
Ich habe mit meinem Vorstand noch gar nicht gesprochen, in
diesem Fall heißts aber wirklich: L’état c’est moi. Ich selbst
will Mk. 50 stiften. Merkwürdigerweise begegne ich
mich darin mit der Bonfort. Wir zahlen die
Mappe aus unserm Vereinsvermögen; von den
Mitgliedern gäbe keins 50 Pfg. Die halt nichts
von Frauenbewegung.
Hab ich Dir genug von unserm Zusammensein mit
Hauptmanns
geschrieben? Es wäre natürlich noch viel
schöner gewesen, wenn sich die zwei Männer schon 10
Jahre früher „erkannt‟ hätten. Dehmel ist doch jetzt
innerst so sehr auf Einsamkeit gestimmt, daß ihm Außenstehende
keine Bereicherung mehr bedeuten. Mir tut das oft leid. Ich
bin, trotz meiner Hoffnungslosigkeit, noch empfänglich und dank-
bar für Menschenwärme. Es war mir eine freude als
Hauptmann
plötzlich aufstand u. Dehmel Bruderschaft anbot.
H.
war ganz ergriffen dabei; am nächsten Tag noch so froh
darüber wie ein kleines Kind. In allem Äußerlichen sind

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