Brief an Alice Bensheimer, Datum unbekannt, Ort unbekannt / Seite 4
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da erschienen unangemeldet Herr u. Frau Frentz.
Sie waren auf der Durchreise einen halben Tag in
Hamburg. Ich habe mich schon lange nicht mehr so
gefreut. Es sind menschen. Wir haben
Dehmels Licht angezündet. u. haben seine Gegen-
wart gefühlt.— Ich habe ihnen gesagt, daß ich im
November komme.
Du hast mir noch nie erzählt, daß Bäumer im Juli-
heft der „Frau‟ über „Das Wunderbare‟ geschrieben
hat. Das mußt du Baju zu lesen geben. Ich schrieb
ihr genau das selbe, was Bäumer sagt.
Liebes, Du kannst Dir nicht vorstellen, wie Lise-
lotte ihrer Mutter gleicht. Ihr Gesicht ist lang,
schmahl und faltig geworden. Ich frage mich
immer, ob ich das Schicksal recht verstehe;
es zeigt mir noch einmal das Gesicht
mit dem ich kämpfen mußte; und nun
darf ich gut zu ihm sein.
Wunderliche Wege! Man glaubt sie frei-
willig zu gehn, aber man wird dahin
geführt.
Deine alte, wiedersehnsfreudige
Idda.