Brief an Alice Bensheimer, 19.2.1925, Hamburg-Blankenese / Seite 1
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Mein Liebes! Heut Abend ist letzter Vortrag u.
Marianne ist Robert bis Münster entgegengefahren,
sie wollen aber rechtzeitig zurück sein, trotzdem
finde ich eine freie halbe Stunde. Dein Brief hat
mich gefreut u. interessiert; es ist also ganz
richtig, wenn Du an den Dingen vorbeischreibst.
Denn was hätte ich davon, wenn Du mit mir
jammertest? Aber ich kann eben nicht von
meinem Schicksal absehn, ich denke u. fühle
überhaupt nichts andres u. oft bin ich von
solcher atemraubenden Angst vor meiner
Zukunft befallen, daß sich mir jedes Haar
auf dem Kopf sträubt.
Vorgestern traf ich mich mit Frau Dr bei Goerlitz.
Nach der Untersuchung sagte sie, ich mögte schon
in ihr Auto gehen, sie habe mit Goerlitz noch
ihren Jungen zu sprechen. Nach 20 Minuten
kam sie endlich, sagte, sie habe natürlich auch
über mich gesprochen u. statt einer medizi-