Brief an Alice Bensheimer, 29.9.1925, Hamburg-Blankenese / Seite 3
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2. Darmstadt war . Seitenlang
möchte ich Dir erzählen. Ich hatte verbrieft den
Eckplatz zur Mitte in der 2ten Reihe genau
was ich wollte. Immer auf dem Sitzplatz
überm „Gang‟, die Gräfin K. Vor mir der
Großherzog, dann sie, beide sprachen
mit mir. Sie hatten diesmal immer
Gäste mit. Mal den Prinzen Heinrich von
Preußen, ein paar mal die Prinzen,
immer eine Fürstin von Albanien
mit einem kühnen italienischen Ge-
sicht u. fabelhaften Toiletten. Im Ganzen
eine Eleganz, Frau
von Schnitzler aus Frankfurt, von traum-
hafter Schlankheit u. Kostbarkeit. Herr u.
Frau Andree (Rathenaus Schwester) die
jeden Abend großen Tisch mit Strömen
von Champagner hatte. Meine liebe
Frau von Nostiz, die zwischen den an-
dern ordentlich bescheiden aussah und dann
die Gräfin Sierstorpff mit der ich direkt
Seelenabenteuer hatte. Zu erst war sie
wieder sehr nett mit mir u. nahm den
Platz neben mir, was sie ja nicht nötig
gehabt hätte, dann Prof. Wilhelm. Obgleich