Brief an Alice Bensheimer, 25.1.1929, Hamburg-Blankenese / Seite 2
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Am 29. August, also da bist Du dabei, mache ich für
den ganzen Stadtbund ein Sommerfest. Wir haben
einen Extradampfer nach einem hübschen Ausflugs-
ort an der Elbe; ich habe selbst festgelegt,
Preis des Kaffees etc etc. Während der Hin-
u. Rückfahrt veranstalten Künstlerinnen m.
Vereins Vorträge. War ich vielleicht doch gar nicht ganz
faul in dieser Woche???
Daß ich nicht weiß, ob u. was Du mitmachst
von der Mannh. Teaterwoche, das mutet mich ganz
fremd an. Manchmal ists mir sogar merkwürdig,
daß ich nicht dabei bin. Aber das merke ich immer
mehr: Man fühlt sich selbst oft zugehörig zu einem
Kreis oder einer Sache, aber die Andern denken gar
nicht an Einen. Mit Fischer habe ich heute auch eine
bittre Erfahrung gemacht: er ist endlich wegen
der Briefe zu einem Entschluß gekommen. Er schlägt
vor sie als Subskriptionswerk herauszubringen
u. die Aufforderungen dazu schon diesen Herbst
herauszubringen. Darauf lasse ich mich auf keinen
Fall ein. Er will, kurz gesagt, sein Geld nicht zins-
los lassen. Ich will ihn noch einmal direkt fragen,
ob er die Briefe nicht gegen eine feste Summe kau-
fen will. Wenn nicht, dann halt nicht.—
Die 1000 Cigaretten möchten wir haben. Ich sage Lene
gar nichts von diesem Prozeß.