Brief an Alice Bensheimer, 9.3.1927, Cannes / Seite 1
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Mein Liebes!
Ich würde Dir
auf jeden Fall gestern Abend telegraphiert
haben. Der Text stand fest als ich nach Haus kam
u. Dein rätselvolles Telegramm fand. Ich hatte
mich im Pelzmantel mit Tüchern um Kopf, Ohren
u. Hals entschlossen an einer Autofahrt in die Berge
teilzunehmen, u es war wol die grandioseste
Fahrt, die ich im Leben gemacht habe. Wie unglaublich
schön u. vielfältig ist die Erde! Wir waren beide
gradezu berauscht.— Um 11 gingen wir zu Bett,
um ½ 2 wachte ich von so grauenhaften Kopf-
schmerzen auf, daß ich sterben als Erlösung em-
pfunden hätte. So ich im Bett, an liegen war
kein Gedanke, bis mir um 8 Uhr das Frühstück ge-
bracht wurde. Ich weiß nicht, ob es eine
Krankheit gibt; wenn ja, so hab ich sie in unge-
wöhnlichem Grad. Umso weniger zu begreifen, da
ich Cannes jeden Tag schöner finde, unsre Unter-
kunft ideal, u. nur den Wunsch habe, nächstes Jahr
noch einmal diese Herrlichkeit zu schauen.
Wenn ich an Dich denke, liebe Schwester, so bin ich wie